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Die Position des Mediators & Positionen im Konflikt erklärt

Im Streitgespräch nimmt der Mediator eine bestimmte Rolle ein. Was genau die Position des Mediators im Streitgespräch ausmacht, klären wir hier. Anschließend schauen wir uns an, was Positionen im Konfliktgespräch außerdem bedeuten können und was sie von „Interessen“ unterscheidet.

Die Rolle oder Position des Mediators im Mediationsverfahren

Im Mediationsverfahren nimmt der Mediator ganz klar die Rolle des Führenden ein. Seine Aufgabe ist es, das Mediationsgespräch zu lenken und das Verständnis zwischen den Medianden zu fördern. Dazu wendet er verschiedene Methoden aus der Kommunikation und dem Konfliktmanagement an, um den Konfliktparteien beim Perspektivwechsel zu helfen und ihr Gegenüber verstehen zu lernen. Ziel des Mediators ist es, dass das Mediationsverfahren zur Konfliktlösung führt.

Dabei ist es wichtig, Folgendes zu verstehen: Der Mediator übernimmt die Verantwortung für den Mediationsprozess an sich, aber nicht die Beilegung des Streits. Der Mediator gibt keine konkreten Lösungsvorschläge! Das bleibt den Medianden überlassen. Die Position des Mediators ist ausschließlich die eines Vermittlers.

Die Position des Mediators ist zudem laut deutschem Mediationsgesetz (MediationsG) charakterisiert von…

  • Allparteilichkeit: Der Mediator ist nicht „nur“ unparteiisch, sondern allparteilich. Der Unterschied ist folgender: Ein unparteiischer Schiedsrichter etwa ist für keine beider Fußball-Mannschaften. Ein Mediator hingegen setzt sich gleichermaßen FÜR beide Konfliktparteien ein, um für alle Beteiligten das Beste zur Lösung des Konflikts herauszuholen.
  • Neutralität: Ein Mediator steht den Parteien neutral gegenüber. Die Mediation findet in neutralen Räumlichkeiten statt.
  • Verschwiegenheit: Der Mediator ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Während der Mediation geteilte Informationen werden absolut vertraulich behandelt. Der Mediator darf auch nicht vor Gericht aussagen, falls die Mediation scheitern und ein Gerichtsverfahren vollzogen werden würde.
  • Unabhängigkeit: Der Mediator ist unabhängig von allen Konfliktparteien. Um diese Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit zu wahren, werden die Kosten der Mediation unter allen Beteiligten gleichmäßig aufgeteilt. Ein seriöser Mediator lehnt Mediationen im Bekanntenkreis selbstverständlich ab.

Klicken Sie hier, wenn Sie mehr zum Thema Was ist ein Mediator? wissen wollen.

Weitere Grundsätze der Mediation

Auch weitere allgemeine Grundsätze bzw. Regelungen der Mediation beeinflussen die Position des Mediators. Diese Grundsätze (ebenfalls laut Mediationsgesetz) sind:

  • Vertraulichkeit: Wie oben beschrieben werden Informationen, die in den Verhandlungen der Konfliktmediation offengelegt werden, vertraulich behandelt.
  • Struktur: Das Verfahren der Mediation folgt einer klaren Struktur, die auch als die 5 Phasen der Mediation bezeichnet werden.
  • Freiwilligkeit: Bevor eine Mediation stattfinden kann, müssen sich alle Parteien freiwillig für die Mediation entscheiden.
  • Ergebnisoffenheit: Die Mediation ist ergebnisoffen. Der Mediator übernimmt nicht die Verantwortung für die Konfliktbeilegung, sondern leitet lediglich die besten Voraussetzungen dafür in die Wege. Die Konfliktpartner sind gemeinsam für die Lösungsfindung verantwortlich. Deshalb kann der Mediator auch nicht den Erfolg der Mediation garantieren.

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So, nun haben wir den ersten Teil zur Position des Mediators abgeschlossen. Kommen wir nun also zum nächsten Teil, den sogenannten „Positionen“ der Medianden im Konfliktgespräch:

Positionen der Medianden im Streitgespräch

Ausgehend von der Position des Mediators könnte man meinen, mit den Positionen der Medianden ist die Rolle der Medianden im Mediationsgespräch gemeint. Das stimmt nicht ganz.

Natürlich könnte im Vergleich zum Mediator die Rolle der Medianden als die der Beteiligten (statt Führenden) und die der Lösungsfindung bzw. Einigung beschrieben werden.

Aber eigentlich ist mit „Position“ etwas anderes gemeint:

Positionen im Streitgespräch sind Forderungen, welche die Konfliktparteien stellen. Diese Forderungen sind nicht miteinander vereinbar, weshalb es überhaupt erst zum Konflikt gekommen ist.

Ein Beispiel aus der Akut- und Notfallmedizin:

Die Krankenpfleger eines Krankenhauses fordern mehr Urlaubstage. Die Geschäftsleitung lehnt ab, da die Urlaubstage nach den gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden.

  • Die Forderung der Krankenpfleger ist also: Mehr Urlaub
  • Die Forderung der Geschäftsleitung dagegen ist: Nicht mehr Urlaub

Die Positionen sind eindeutig nicht miteinander vereinbar. Aber wie kann der Konflikt dann gelöst werden? Das Stichwort lautet „Interessen“.

Was ist der Unterschied zwischen Positionen und Interessen?

Im Gegensatz zu Positionen sind Interessen in den meisten Fällen vereinbar. Hinter jeder Position steht ein bestimmtes Interesse. Statt Interesse könnte man auch „Bedürfnis“ sagen.

Beispiel:

  • Hinter der Forderung/Position der Krankenpfleger nach mehr Urlaubstagen steht das Interesse/Bedürfnis nach Erholung, Entlastung und Stressabbau.
  • Hinter der Forderung/Position der Geschäftsleitung nach einer Gleichhaltung der Urlaubstage steht das Interesse/Bedürfnis, weiterhin kosteneffizient, wirtschaftlich und konkurrenzfähig zu bleiben.

Positionen zu Interessen auflösen

Um die eigenen Interessen durchzusetzen, stellen die Konfliktparteien bestimmte Forderungen an die andere Partei (die Position). Meistens wird nur die Position kommuniziert, und nicht das dahinterstehende Interesse. Deshalb scheint eine Konfliktbeilegung oft aussichtslos.

Das spannende daran ist folgendes: Meistens denken Personen, um ihr Interesse durchzusetzen, müssten sie zwingend ihre Forderung beibehalten, um ihr Interesse durchzusetzen. Aber das stimmt meistens nicht. In vielen Fällen gibt es eine Alternative, die beide Interessen zufriedenstellt. Dazu müssen die Interessen hinter den Positionen aber herausgefunden werden.

Beispiele für Lösungen, die beide Interessen erfüllen würden:

  • Statt mehr Urlaubstagen wird den Mitarbeitern ein Raum zur Entspannung und Erholung zur Verfügung gestellt
  • Können Büroangestellte 1 Tag im Homeoffice arbeiten
  • Wird für ergonomische Arbeitsmittel gesorgt
  • Werden Pausenregelungen eingeführt
  • Wird eine Kooperation mit deutlich vergünstigten Preisen mit einem Fitnessstudio, Massagestudio oder einem Physiotherapeuten in der Nähe ausgehandelt
  • Statt mehr Urlaubstagen gibt es regelmäßige Events zu Ernährung, Bewegung und Entspannung

Solche Angebote sind für das Unternehmen deutlich günstiger, gleichzeitig bieten sie Mitarbeitern einen großen Mehrwert für die Gesundheitsförderung und den Stressabbau. Problem solved! 😉

Ein weiteres Beispiel aus der Politik: Die Friedensmediation zum Camp-David-Abkommen

Ein häufig angeführtes Beispiel für eine Konfliktlösung durch Aufdeckung der hinter den Positionen liegenden Interessen ist das Camp-David-Abkommen zwischen Ägypten und Israel. Beide Länder beanspruchten die Halbinsel Sinai für sich. Das sind nicht vereinbare Positionen. Als die mit dem Fall beauftragen Mediatoren fragten, welche Interessen hinter den Ansprüchen stünden, kam Folgendes heraus:

  • Ägypten beanspruchte Sinai, weil sie in der Halbinsel einen wichtigen Teil der ägyptischen Identität sahen
  • Israel beanspruche Sinai um zu vermeiden, dass Ägypten über die Verbindung auf dem Landweg eine militärische Aktion gegen Israel planen könnte

Schließlich einigten sich die Nationen auf folgende Art: Sinai würde Teil von Ägypten sein aber als entmilitarisierte Zone.

Durch die Aufdeckung der den Positionen zugrundeliegenden Interessen kann eine Win-Win-Situation geschaffen werden.

Mein Angebot im Bereich der Mediation

Als Mediator bin ich auf den Bereich der Akut- und Notfallmedizin spezialisiert. Mein lokales Angebot finden Sie hier:

Ich biete aber auch Online Mediation an.

Häufig gestellte Fragen zur Position des Mediators, der Medianden und Mediation allgemein

Welche Rolle spielt der Mediator?

Die Position des Mediators ist die Leitung des Mediationsprozesses und die Vermittlung bzw. Verhandlung zwischen den Konfliktparteien. Der Mediator macht keine konkreten Lösungsvorschläge, sondern hilft beim gegenseitigen Verständnis und Perspektivwechsel. Damit ebnet er den Weg, dass die Konfliktparteien selbst eine gemeinsame Lösung entwickeln können.

Wie ist eine Mediation strukturiert?

Eine Mediation ist nach 5 Phasen strukturiert. Erfahren Sie hier mehr über die 5 Phasen der Mediation.

Wann scheitert eine Mediation?

Eine Mediation gilt als gescheitert, wenn sie nicht zum Ziel der Konfliktlösung beitragen konnte oder von den Konfliktparteien nicht zu Ende gebracht, sondern vorzeitig abgebrochen wurde.

Was ist eine Mediation?

Eine Mediation ist ein Verfahren zur außergerichtlichen Beilegung von Streit. Erfahren sie hier mehr zum Thema Was ist Mediation?

Worüber informieren sich Menschen, die sich für die Position des Mediators interessieren?

Menschen, die sich über die Position des Mediators informieren, lesen auch über Online Mediation, Mediation (Nachbarschaftsstreit) und Mediator Kosten.

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