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Deeskalation in der Pflege: Gewaltprävention & Schlichtung

Wie kann die Eskalation von Konflikten in der Pflege vermieden werden? Und warum ist Deeskalation in der Pflege überhaupt so wichtig? In diesem Artikel erfahren Sie neben Hintergrundinfos und Fallbeispielen zu Gewalt in der Pflege auch praktische Maßnahmen, wie Sie mit der Eskalation von Konflikten in Pflegeeinrichtungen richtig umgehen.

Warum ist Deeskalation in der Pflege wichtig?

Grundsätzlich kommt es in allen Berufsgruppen ab und an zu Konflikten oder zumindest zu aggressiven Blicken. Tatsächlich sind Konflikte in der Pflege aber besonders häufig. Denn oft sind Fachkräfte hohen Belastungen in der Pflege ausgesetzt, etwa durch Unterbesetzung. Diese führt wiederum zu chronischem Stress und Überarbeitung. Das senkt die Resilienz und erhöht damit das Konfliktpotenzial deutlich.

Auf der anderen Seite kommt es oft vor, dass in der Altenpflege Bewohner unzufrieden mit dem Pflegeheim sind und nicht wissen, was sie dagegen tun können. Diese Ohnmacht führt zu Frustration und damit auch wieder zu einem höheren Konfliktpotenzial.

Tendenziell ist Gewalt in der Pflege aber eher auf das Fachpersonal zurückzuführen als auf aggressive Patienten. Gewalt gegen Pflegekräfte kommt aber auch vor.

Um noch mehr Frustration, Unzufriedenheit und Stress in der Pflege vermeiden zu können – sowohl für Patienten als auch Pflegende – ist es also wichtig, Maßnahmen zur Deeskalation treffen zu können.

Aber beginnen wir mit den Grundlagen:

Was ist Deeskalation?

Die Definition von Deeskalation laut Wikipedia lautet:

Unter Deeskalation werden Maßnahmen verstanden, die dazu führen, eine (potenziell) gewaltvolle Situation in eine gefahrenfreie umzulenken oder eine weitere Steigerung der Aggression zu verhindern.

Daraus ergibt sich die Definition von Deeskalation in der Pflege:

Deeskalation in der Pflege: Definition

Unter Deeskalation in der Pflege werden Maßnahmen verstanden, die dazu führen, eine (potenziell) gewaltvolle Situation im Pflegebereich in eine gefahrenfreie umzulenken oder eine weitere Steigerung der Aggression sowohl von Pflegenden als auch Pflegebedürftigen zu verhindern.

Deeskalation in der Pflege dient also auch der Gewaltprävention, und nicht nur der Abschwächung bereits stattfindender Gewalt im eskalierten Streit. Das klingt nach einer echten Herausforderung.

Zum Glück gibt es Deeskalationstrainings, mit denen Sie und Ihr Team Deeskalation erlernen können.

Welche Formen der Gewalt in der Pflege gibt es?

Wir unterscheiden 5 grundlegende Formen von Gewalt in der Pflege, die von Pflegenden ausgehen können (siehe dazu auch hier):

  • Körperliche Gewalt
  • Psychische Gewalt
  • Vernachlässigung
  • Finanzielle Ausnutzung
  • Intime Übergriffe

Doch welche Verhaltensweisen stecken genau dahinter?

Gewalt in der Pflege: Beispiele

Es kann viele Auslöser für Gewalt im Pflegebereich geben. Beispiele für Gewalt, welche von Pflegekräften ausgehen können, sind:

Im Bereich körperlicher Gewalt:

  • Grobheit beim anfassen, Anziehen
  • Unbequem hinlegen und hinsetzen
  • Ziehen, schieben, kratzen, schubsen
  • Mit zu kaltem oder zu heißem Wasser waschen
  • Zum Essen zwingen

Im Bereich psychischer Gewalt:

  • Anschreien, beleidigen
  • Die Nachtruhe stören
  • Trotz eigener Entscheidungsfähigkeit den Patienten bevormunden
  • Unangemessene Kommunikation

Im Bereich der Vernachlässigung:

  • Entzug von Nahrung und Flüssigkeit
  • Den Patienten und dessen Bedürfnisse ignorieren
  • Grundlos den Kontakt zu Menschen verweigern, z.B. zu Angehörigen
  • Unzureichende Hygiene
  • Unzureichende Versorgung mit Medikamenten (z.B. Schmerzmittel)

Gewalt in der Pflege: Fallbeispiel

Es ist keineswegs so, dass Pflegekräfte schlechte Menschen sind und ihre Patienten quälen! Aber es kann vorkommen – genau wie z.B. bei Lehrern in der Schule – dass sie aus Stress, mangelnder Empathie und Ärger heraus ihre Machtposition missbrauchen. Das legitimiert die Gewaltbereitschaft nicht, aber macht sie möglicherweise besser nachvollziehbar.

Folgende Situation als Ursache für einen eskalierenden Konflikt in der Pflege ist denkbar:

In der Altenpflege eines Heims fallen zwei Mitarbeiter aus. Der Rest des Teams – jetzt nur noch 3 Pflegekräfte – müssen die Ausfälle kompensieren. Schließlich müssen alle Pflegebedürftigen weiterhin versorgt werden.

Anna ist erst seit kurzem im Team, weshalb ihr von ihren Kollegen die schlechtesten Schichten und schwierigsten Patienten „aufgedrückt“ wurden. Anna ärgert das sehr. Sie steht unter enormem Stress und fühlt sich unfair behandelt. Weil sie außerdem unter großem Zeitdruck steht, alle Patienten rechtzeitig zu versorgen, geht sie etwas zu grob und fahrlässig mit den Patientin Frau Schneider um. Frau Schneider beschwert sich daraufhin lautstark, denn Annas Verhalten ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat: Schon seit langem wurde sie mit jedem Tag unzufrieden mit dem Pflegeheim und ihrem Leben…

Wie in der Pflege Aggressionen bewältigen? Umgang mit aggressiven Menschen

Wie bereits gesagt, ist aber auch das umgekehrte Szenario Realität: Nämlich, dass statt von den Mitarbeitern die Gewalt gegen Pflegekräfte von aggressiven Patienten ausgeht.

Aggressive Patienten in der Pflege sind keine Seltenheit. Gründe für die Aggression sind häufig…

  • Die Ohnmacht, keine Kontrolle über sein Leben, seinen Körper oder seine Psyche zu haben
  • Starke negative Gefühle wie Ängste, Hilflosigkeit und Verzweiflung
  • Bevormundung
  • Verbitterung
  • keinen Lebenssinn mehr zu sehen
  • Anderen zur Last zu fallen
  • Alkohol- und Drogeneinfluss

Aggression in der Pflege: Beispiele von Gewalt gegen Pflegekräfte

  • Bewohner schlägt Pflegekraft, schubst oder tritt
  • verbale Gewaltandrohung, Anschreien und Beleidigungen
  • Diskriminierung
  • Frauenfeindlichkeit
  • Intime Übergriffe

Die Frage ist nun: Was kann man gegen Gewalt in der Pflege machen? Die Antwort lautet natürlich: Deeskalation.

Deeskalation: Maßnahmen für Fachpersonal

Maßnahmen gegen Gewalt in der Pflege gliedern sich in 3 verschiedene Möglichkeiten für Deeskalationsstrategien. Diese Deeskalationstechniken sind:

Deeskalierende Kommunikation:

Deeskalierende Kommunikation oder auch „deeskalierende Gesprächsführung“ basiert auf den Grundsätzen von gewaltfreien Kommunikationstheorien.

Dazu gehört das deeskalative bzw. gewaltfreie Zuhören. Das bedeutet, die Aussage des Konfliktpartners neutral anzuhören, ohne sofort verbal „zurückzuschlagen“. Eine emotionale Distanz aufbauen zu können, ist hier essenziell. Gleichzeitig sollte die eigene Kommunikation möglichst sachlich sein.

Tipps zu verbalen Deeskalationstechniken sind:

  • Aufmerksam und wertfrei zuhören
  • Wertfreie Formulierungen verwenden
  • Ich-Botschaften statt Du-Botschaften verwenden
  • Keine Beleidigungen, Anfeindungen, Gewaltandrohungen
  • Sachlich kommunizieren, nicht schreien
  • Ausreden lassen
  • Dem Konfliktpartner Wertschätzung entgegenbringen

Deeskalierendes Verhalten und deeskalierende Körpersprache

Neben der Kommunikation können auch Verhaltensweisen und die Körpersprache zur Eskalation oder Deeskalation eines Konfliktes beitragen.

Vermeiden Sie…

  • Ablehnende oder provokante Körperhaltung wie verschränkte Arme, gerunzelte Stirn, breitbeiniges Stehen à la „Du hast mir gar nichts zu sagen!“
  • Ruckartige Bewegungen
  • Körperkontakt

Versuchen Sie stattdessen…

  • Ruhig und gelassen zu wirken
  • Eine offene Körperhaltung einzunehmen
  • sich kontrolliert zu bewegen
  • Abstand zu halten, wenn nötig durch Befreiungsgriffe, Schutztechniken
  • Augenkontakt aufzubauen

Deeskalierendes Umfeld

Auch das Umfeld trägt häufig zur Eskalation von Konflikten bei. Das Wichtigste hierbei ist, Schaulustige möglichst schnell dazu zu bringen, die Situation verlassen und dass sich Außenstehende in Sicherheit bringen. Hier können Sie nur selten Vorbeugungsmaßnahmen treffen – es zählt die schnelle Reaktion im Moment.

Konkrete Deeskalationsstrategien für Ihre individuellen Bedürfnisse lernen Sie in meinem Deeskalationstraining kennen.

Wie Deeskalationsmanagement in der Pflege umsetzen?

Nun fragen Sie sich vielleicht: Aber wie sollen ich und mein Team es schaffen, das alles in der Notfallsituation anzuwenden?

Ja, da gehört tatsächlich einfach Übung dazu. Zudem sind die optimalen Deeskalationstechniken je nach Situation und Umfeld verschieden: Deeskalation in der Psychiatrie sieht zum Beispiel anders aus als Deeskalation in der Pflege von Senioren oder im Krankenhaus auf der Kinderstation.

Am wichtigsten zur Umsetzung von Deeskalationsmaßnahmen in der Praxis ist zuallererst die Bereitschaft im Team, Konflikte mit Patienten oder auch Teamkonflikte zu lösen. Auch muss der Mut geweckt werden, in Konfliktsituationen als Außenstehender einzuschreiten und zu schlichten.

Und dann fehlt natürlich noch das Wissen, wie genau Deeskalation in der Pflege funktioniert. Genau das lernen Sie in meinem Deeskalationstraining:

Deeskalation in der Pflege: Fortbildung

In meinem Deeskalationstraining gehe ich auf Ihre individuelle Situation im Betrieb ein. Denn natürlich sieht entsprechend der unterschiedlichen Rahmenbedingungen auch das Deeskalationstraining in der Psychiatrie zum Deeskalationstraining in der Pflege von Senioren und anderen Einrichtungen aus.

Im Deeskalationstraining lernen Sie und Ihr Team…

  • Den Umgang mit eskalierten Konflikten
  • Die Entstehung von Gewalt und Aggression zu vermeiden (Vorbeugungsmaßnahmen)
  • Die Ursachen von Aggression und Gewalt zu verstehen
  • Deeskalierende Kommunikation
  • Deeskalierendes Verhalten
  • Befreiungsgriffe und Fixierungstechniken
  • Schutztechniken und Sicherheitshinweise
  • Und viel mehr

Erfahren Sie hier mehr über mein Angebot Deeskalationstraining.

Oder nehmen Sie direkt Kontakt zu mir auf, um über ihr Anliegen oder Fragen zur Ausbildung zu sprechen:

Übrigens: Weitere Fortbildungen, die ich anbiete sind die Praxisanleiter Fortbildung und die Fortbildung zum Praxisanleiter (Notfallsanitäter).

Häufig gestellte Fragen zu Deeskalation in der Pflege

Was sind deeskalierende Maßnahmen?

Zu den deeskalierenden Maßnahmen zählen deeskalierende Kommunikation, deeskalierendes Verhalten bzw. Körpersprache und die Deeskalierung des Umfelds. Die kontrollierte Anwendung von deeskalierenden Maßnahmen heißt auch Deeskalationsmanagement.

Wie verhalte ich mich als Pflegekraft deeskalierend gegenüber dem Pflegebedürftigen?

Um als Pflegekraft einen Konflikt mit einem Pflegebedürftigen zu deeskalieren, sollten Sie unter anderem wertfreie und Formulierungen verwenden, in Ich-Botschaften kommunizieren, Wertschätzung aufbringen, emotionale und körperliche Distanz aufbauen, eine offene, kampflose Körperhaltung einnehmen und Schaulustige entfernen.

Was, wenn trotz Deeskalationstraining keine Besserung in Sicht ist?

Wenn es für Sie oder Ihr Team aussichtslos scheint, Konflikte zu lösen oder eskalierende Konflikte in der Pflege wieder unter Kontrolle zu bekommen, sollten Sie über eine Konfliktmediation nachdenken. Erfahren Sie hier, wie Sie einen professionellen Mediator finden.

In welchen Berufsgruppen ist Deeskalationstraining besonders wichtig?

Deeskalationstraining bzw. Deeskalationsmaßnahmen sind in folgenden Berufsgruppen besonders wichtig: Im Sicherheitsgewerbe, bei der Polizei, im Pflegebereich wie der Altenpflege oder dem Krankenhaus sowie der Akut- und Notfallmedizin. Der Grund dafür ist, dass das Konfliktpotenzial in diesen Bereichen sehr hoch ist und eine besondere Herausforderung im Pflegealltag bzw. Berufsalltag darstellt.

Welche Deeskalationstechniken gibt es?

Die verschiedensten Techniken zur Deeskalation in der Pflege lernen Sie in meinem Deeskalationstraining kennen. Deeskalationstechniken sind ein Teil von Konfliktmanagement.

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